Luang Prabang

Wieder steht ein Reisetag an. Um 8.30 setzt uns Nouth vor dem Büro der Reiseagentur ab. Dann geht wieder das übliche Spielchen los – ein Tuk Tuk Fahrer sammelt alle Mitreisenden bei ihren Unterkünften ein und fährt uns zu einem Parkplatz an dem der Van steht. Der Wohlfühlfaktor einer Fahrt hier in Laos, hängt immer von den folgenden Faktoren ab: dem Sitzplatz den man ergattert (am besten soweit vorne wie möglich), dem Fahrer, den Straßenverhältnissen und dem Wetter. Wie wir erfahren haben, gibt es zwei Wege nach Luang Prabang: Eine alte Straße, mit schlechten Verhältnissen und längerem Fahrweg, die aber aus Sicherheitsgründen bei Regen benutzt wird, da diese nicht so steil und rutschig ist. Und die neue Straße die in 4 Stunden über einen Bergpass ans Ziel führt. Da wir die letzten sind die einsteigen, bleiben uns nur die Klappsitze ganz hinten – na toll. Und so haut es uns bei jedem Schlagloch ein paar Zentimeter aus den Sitzen, auch weil unser Fahrer etwas rücksichtslos fährt und nicht abbremst wenn er ein solches sieht. Mein Frühstück will sich schon nach kurzer Zeit wieder den Weg nach oben bahnen und so nehme ich lieber ein „Superpep Kaugummi“ gegen Übelkeit ein. Aber wenigstens ist gutes Wetter und wir können die neue Straße (was auch immer hier neu heißt) über die Berge nehmen. Ganz oben machen wir einen kurzen Stopp und befinden uns in einer dicken Wolkendecke. Der Rest der Fahrtzeit versuchen wir uns abzulenken, die laotische Schlagermusik beruhigt ein wenig. Sehr pünktlich erreichen wir dann den Busbahnhof in Luang Prabang.

Gemeinsam mit drei anderen deutschen teilen wir uns ein Tuk Tuk, das uns bei unseren Unterkünften absetzen soll. Der Fahrer ist total überfordert mit 3 Adressen und verfährt sich in einer Tour. Wir zeigen ihm unser Ziel auf Google Maps, aber er kann keine Karten lesen und verlässt sich lieber auf die Auskunft seiner Kollegen. Immerhin bekommen wir so quasi schon eine „Stadtrundfahrt“, scherzen wir.

In unserer Pension, an der wir dann doch schließlich ankommen, werden wir freundlich, aber wieder mal mit „very low“ Englisch empfangen. Gleich hinter dem Wohnzimmer ist unser Zimmer, das einfach aber sauber und mit Balkon mit Aussicht auf den „Nam Khan“ Fluss ist. Wie fast überall üblich gehört es sich hier im Haus, Tempeln aber auch in Geschäften und sogar manchen Restaurants, die Schuhe auszuziehen und draußen stehen zu lassen. Erstmal merkwürdig, aber wir sind langsam dran gewöhnt.

Die Stadt die seit den 90iger Jahren zum UNESCO Weltkulturerbe gehört hat wirklich einen tollen, fast europäischen Charme. Die französischen Einflüsse aus der Kolonialzeit sind gegenwärtig und es gibt immer noch viele Europäer hier, die Hotels, Restaurants und Firmen hier haben. Es gibt viele nette Cafés und Restaurants und es herrscht eine ganz angenehme, relaxte Atmosphäre.

Uns führt es zunächst erstmal zum „Utopia“ Café von dem wir viel gelesen hatten. „Zen at day – Party at Night“ lautet hier das Motto. Und so tummeln sich hier Touristen aus aller Welt um auf gemütlichen Matratzen bei Chill-Out Musik und kühlen Drinks zu relaxen. Genau das Richtige nach der anstrengenden Anreise.

Ab späten Nachmittag gibt es auch in Luang Prabang einen Nachtmarkt auf der Hauptstraße. Doch anders als auf den anderen Märkten wird hier weniger gefälschte Markenware, sondern vielmehr Handwerkliches wie Schmuck, gewebte Röcke, Lampen und weiteres Schönes angeboten. Ich verliebe mich in einen traditionell laotischen Rock mit tollem Muster und kaufe ihn mir.

Am nächsten Tag wollen wir die Stadt näher erkunden. Schon vor unserer Haustür laufen viele Mönche vorbei und ich kann mich nicht satt sehen an den Männern in der orangenen Robe und nicke ihnen immer freundlich zu. Wir erkunden die Tempel, den Royalen Palast, die (noch nicht fertige) Bambusbrücke und lassen uns durch die Stadt treiben. Spazieren am Mekong vorbei, rasten hier und da im Schatten und beobachten vieles ganz neugierig.

Irgendwann ist uns einfach zu groß für Sightseeing und so gehen wir wieder ins „Utopia“ auf einen Iced Coffee Lao und für ein Nickerchen.

Das lustige hier in Laos ist, man trifft so viele Leute wieder. Die meisten machen wie wir die selbe Route. Und so treffen wir hier und da bekannte Gesichter aus Vientienne und Vang Vieng. Wir freuen uns besonders das schwedische Pärchen Jenny und Richard wieder zu treffen und verabreden uns für den Abend.

Bei einigen Runden Bier Lao lernen wir uns kennen und tauschen unsere Geschichten, Reiseerfahrungen und Nummern aus. Um elf Uhr abends ist dann Sperrstunde in Luang Prabang und so bezahlen wir unsere umgerechnet 15 Euro für 20 Bier und fallen etwas angetüdelt ins Bett.

Noch etwas müde steigen wir am nächsten morgen in den Bus, der uns zu den Wasserfällen von Kuang Si fahren soll. Dort angekommen sind wir zunächst wieder ein bisschen entsetzt über die vielen Südkoreanischen Touristen (hier folgt eine Richtigstellung: Die von uns in dem Beitrag über die blaue Lagune beschriebenen Touristen waren keine Chinesen – sondern Südkoreaner. Same same – but different). Die drängeln sich wieder in Scharen mit ihren Handys und Selfiesticks zum Aussichtspunkt für den Wasserfall. Dieser ist wirklicher sehr schön – aber auch seine darunter liegenden Pools und die Dschungel-Umgebung sind ein sehr schönes Fleckchen Natur. Wir wagen uns an verschiedenen Stellen in das kühle Nass und erfreuen uns an der Szenerie. Überall fliegen Schmetterlinge umher und alles ist so herrlich grün. Bevor wir fahren, schauen wir noch bei den Bären vorbei, die aus der Gefangenschaft gerettet wurden und hier ein neues Zuhause gefunden haben. Wir haben Glück und können zusehen wie sie gerade ihre tägliche Kokusnuss bekommen und schauen den Tieren fasziniert und lachend zu.

Zurück in der Stadt relaxen wir auf unserem Balkon, gehen laotisch Essen und buchen unsere Tour zu einer Reisfarm für den nächsten Tag.

Um 6.30 klingelt der Wecker und um 8.00 Uhr erreichen wir per Bus die etwas außerhalb gelegene „Living Land Farm„, eine Art wohltätige Organisation die organisch Reis- und Gemüse anbaut und Leuten aus der Umgebung mit niedrigem Bildungsgrad Arbeit verschafft und den Touristen einen Einblick in den Anbau von Reis. Wir werden herzlich von Long empfangen – einem laotischen Studenten der hier ehrenamtlich hilft und dafür sein englisch üben kann, Kost und Logie erhält und viel für sein Agrarstudium lernt. Natürlich bekommen wir alle erstmal die berühmten Reisbauer-Bambus-Hütchen augesetzt, bei der aufkommenden Hitze eine gute Idee.

Long erklärt uns viel über die Initiative, seinen familiären Background und zeigt uns alle 13 Schritte, durch die ein Reiskorn geht – von pflanzen über wachsen bis hin zu ernten und kochen. Wusstet ihr zum Beispiel, dass es über 100.000 verschiedene Reissorten (in Laos etwa 4.000 Sorten) gibt und das es für mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung das Grundnahrungsmittel Nummer 1 ist?

Der Reisanbau in Laos ist immer noch sehr traditionell und meist hilft die ganze Familie mit. Und obwohl so viel Reis angebaut wird reicht es gerade mal für den „Eigengebrauch“ der Laoten, die meistens drei Mal am Tag Reis essen. Da hier noch viel Handarbeit und wenig Chemie verwendet wird, kann nur weniger oft als in anderen Ländern geerntet werden und somit wird der Reis nicht exportiert.

Das Saatgut wird etwa vier bis acht Wochen in den Feldern herangezogen, bevor man die Keimlinge anschließend mühevoll und in Handarbeit wieder herauszieht und in eines der bewässerten und mit Hilfe von Wasserbüffeln (unserer heisst Rudolph und ist sooo süß), aufgelockerten Reisfelder versetzt. Wir stecken knietief in dem braunen Matsch, singen ein laotisches Bauernlied und pflanzen Reis.

In einer kurzen Pause gesellen wir uns zu ein paar älteren Herren, die im Schatten der Bambushütte kleine Tierchen aus Bambus basteln. Wir bekommen zwei schöne Vögel geschenkt und ausserdem passt Einer uns zwei wunderschöne Bambusringe an. Auch wenn wir uns mit Ihnen nicht verständigen können, freuen sie sich wie schön ich die finde und lachen und lächeln.

Zurück zum Reis: nach 90-130 Tagen sind die Pflanzen bereit für die Ernte. Auch die ist wieder mühsame Handarbeit bei der meist das ganze Dorf hilft. Und zum Schluss dürfen wir natürlich probieren was man alles aus Reis machen kann: Neben gedämpften Sticky Rice kosten wir Reiswein, Reiscracker, Reisgebäck und weitere Köstlichkeiten die von den Damen der Initiative zubereitet wurden.

Nach diesem Erlebnis muss ich wirklich sagen, dass wir wieder einmal nicht verstehen wie der Reis dann nur ein paar Cent im Supermarkt kosten kann und ich habe vollen Respekt vor jedem Reisbauern. Wir können nur jedem empfehlen der mal nach Luang Prabang kommt, auch diese Erfahrung einmal mitzumachen. Man hat danach mehr Respekt für die Arbeit und das Nahrungsmittel und tut gleichzeitig etwas gutes für die Dorfbewohner.

Und für Long hoffen wir, dass er erfolgreich sein Studium abschliesst und danach die Felder von seinem Vater übernehmen und helfen kann, den Reisanbau fortschrittlicher und effizienter zu machen. Bleibt zu hoffen, dass er auch dabei weiterhin organisch und ökologisch bleibt.

Nach dem anstrengenden aber wundervollen Tag, schauen wir uns den Sonnenuntergang (zusammen mit etlichen anderen Touristen) auf dem Mount Phousi an und lassen uns anschliessend den leckeren lila Klebereis beim Abendessen besonders gut schmecken.

Für morgen steht dann die Weiterreise auf dem Flussweg Richtung Thailand an. Zwei Tage auf dem Mekong flussaufwärts – wir sind gespannt!

2 Kommentare bei „Luang Prabang“

  1. Wahnsinn was ihr alles zu berichten habt. Alles was du schreibst ist so unglaublich interessant. Und die Fotos – gigantisch

    1. Oh lieben Dank für das tolle Kompliment – da erröte ich ja

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