Chiang Rai – Tierisches Vergnügen

Die Ausreise aus Laos und die Einreise an dem fast menschenleeren Grenzübergang klappt problemlos. Und sogar der organisierte Minivan der uns und drei Schweizerinnen nach Chiang Rai weiter transportieren soll, wartet schon auf uns.

Drei Stunden später erreichen wir bei Dunkelheit die Stadt. Nach etwas planlosen Rumgesuche („Irgendwo hier muss es doch sein“) und mehrmaligen Nachfragen bei Passanten, kommen wir an unserem Hostel an. Da es erst vor vier Wochen eröffnet hat, ist alles noch ganz neu und leider wird es auch noch nicht bei Google Maps angezeigt.

Wir beziehen unser Doppelzimmer und sind überrascht wie schön und modern alles eingerichtet ist. Wir fühlen uns ein bisschen wie in einem schwedischen Einrichtungshaus, aber vielleicht auch deshalb sehr wohl.

Nach genügend Schlaf lassen wir den nächsten Tag langsam starten. Nach dem Frühstück fahren wir zum „Wat Rong Khun“ – bei Touristen besser bekannt als „Weißer Tempel“.

Bei strahlend blauem Himmel werden wir von der „Weisheit“ geblendet. Ungewöhnlich und interessant zugleich, sind die Gesichter und Fratzen die am Eingang zu sehen sind. Links und rechts ragen Hände aus dem Boden. Das alles soll die Hölle und die Versuchungen darstellen. Die Brücke über die man bis zum Eingang des Tempels geht, stellt die Wiedergeburt Buddhas da – so oder so ähnlich lesen wir das. Auf jeden Fall alles sehr detailreich, unglaublich beeindruckend und mal eine andere Art von Tempel. Und passend zu Halloween auch ein bisschen gruselig ;-).

Wir verbringen fast 2 Stunden in der ganzen Anlage und schauen uns alles genau an. Für eine kleine Spende erhalten wir ein silbernes Blatt, was wir beschriften und mit einem Wunsch versehen – schadet ja nicht, Buddhas Segen weiterhin auf unserer Seite zu haben.

Anschliessend haben wir mal Lust auf Kontrastprogramm. Wir leihen uns im „Singha Park“ ein Tandem und radeln zu den Zebras und Giraffen. Ansonsten ist die top-gepflegte Anlage für uns eher unspektakulär.

Zurück in der Stadt stoppen wir an einem 20 Baht Laden in dem alles 50 Cent kostet. Unser Handy-Ladekabel wir durch ein Neues ersetzt und eine Tupperware für unsere Fruchtsalate wird gekauft.

Bei einem Fruchtshake und leckeren vegetarischen Burgern kommt mir eine Idee für den nächsten Tag. Ich wollte hier in Thailand so gerne Elefanten hautnah erleben, möchte aber nicht, dass die Tiere für Touristen gequält werden und verabscheue die angebotenen „Elephant Rides“. Nach langer Recherche hatte ich eigentlich für Chang Mai ein Sanctuary gefunden was eine Art „Tierheim“ für Elefanten ist und auch von Tierschutzorganisation unterstützt wird. Leider ist dies so beliebt, dass sie über Wochen ausgebucht sind. Ich dachte schon, ich müsste meinen Traum aufgeben, da finde ich beim stöbern fast zufällig „Elephant Steps„.

Meine spontane Anfrage für den nächsten Tag vorbeizukommen wird angenommen und so bringt uns ein Fahrer am nächsten Morgen in ein kleines Dorf ausserhalb der Stadt. Wir steigen aus dem Auto und werden neben vielen Hunden freundlich von Sophie begrüsst. Die Französin kam vor über zwanzig Jahren als Touristin nach Thailand und blieb der Liebe wegen hier. Sie lernte einen „Karen“ Mann kennen, der einem Volk hier angehört die schon seit Jahrhunderten mit Elefanten – früher vor allem wegen der Holz- und Landwirtschaft – arbeiten. Viele Karen Männer waren und sind Mahouts – Elefantenführer. Und nun lebt sie mit etwa 30 Streunern, die sie von der Strasse geholt hat, 3 Elefanten, einem Pferd und Hühnern hier am Rande des Dschungels.

All ihre Tiere liegen ihr sehr am Herzen, erzählt sie uns. Melanie die Elefantendame ist etwa 40 Jahre alt und war früher ein Arbeitselefant. „Gypsy“, die Tochter ist 21 Jahre. Und dann steht da noch ein großer, alter Elfantenherr. Ihn hat Sophie erst vor kurzem für die Summe eines Mittelklassewagens aus Pattaya abgekauft. Dort musste er mit seinen 80 Jahren noch immer Tag ein Tag aus Touristen auf seinem Rücken im Kreis umhertragen. Die Wunden und die deformierte Nackenstruktur lassen nur erahnen was er alles erleiden musste. Halbblind darf er hier nun „in Rente gehen“. Er wird auch mit uns heute nicht mitkommen, sondern schlendert hier frei und noch etwas scheu umher.

Nach dieser kurzen Vorstellungsrunde bei einer Tasse Tee, schlüpfen wir in Gummistiefel und „Karen“ Klamotten. Dann bekommen wir einen Eimer Futter und nähern uns den Tieren. Obwohl die asiatischen Elefanten kleiner als die afrikanischen sind, haben wir großen Respekt. Das Mais/Reis-Gemisch geben wir portionsweise in den Rüssel und wenn genug drin ist, stopfen sich die Elefanten alles in den Mund. Keine Zeit für Berührungsängste, denn die Elefanten sind gierig und wollen immer mehr und drängen sich um uns. Dem „Opa“ muss ich die Banane erst kurz zeigen und dann direkt in den Mund geben – er kann nicht mehr so gut mit dem Rüssel 😀 . „Altenpflege“ bei Elefanten, dass krieg ich hin. Ganz ruhig lege ich also die Früchte direkt auf seine Zunge. Seine trüben Augen haben mich dabei ständig im Blick. Ich bin nervös, aber überglücklich. Maddis höre ich nur kichern und er „bedient“ derweil die beiden Elefantendamen.

Dann verabschiedet sich Sophie und übergibt uns an die beiden Mahouts und an Laura, eine 21 Jährige Französin, die heute ihren zweiten Tag als Volunteer hier hat und die genauso aufgeregt ist wie wir.

Die Elefanten und wir setzen uns in Bewegung, runter vom „Hof“ direkt in den Dschungel dahinter. Die grauen Riesen geben das Tempo und den Weg vor. Die Mahouts treiben sie nur – wenn nötig – mit der Stimme voran. Bergauf, zunächst abseits von Pfaden geht es immer tiefer ins dichte Grün. Und so wandern wir in den Fussstapfen der Elefanten etwa 2 Stunden durch den Dschungel. Uns folgen etwa 7 Hunde, die hier auch das freieste Leben haben, was sich ein Hund wohl vorstellen kann.

Hin und wieder machen Gypsy und Melanie einen Trinkstopp und auch wir brauchen bei der tropischen Hitze viel Wasser. Mittags essen wir zusammen leckeres asiatisches Picknick und trinken Tee aus frisch geschnitzten Bambusbechern. Die Elefanten streunen derweil im Dschungel umher und man weiss nur am knacken der Bäume, wo sie sich ungefähr gerade aufhalten.

Gesättigt und den kurzen Schockmoment verdaut – nachdem eine tischtennisballgroße Spinne auf Maddis Bein war – sammeln wir die beiden wieder ein und es geht weiter. Wir pflanzen zwei neue Bäume, als kleine Entschädigung dafür, dass die beiden Damen gefühlt den halben Wald leer essen.

Dann kommen wir an einem großen Fluss an. Die beiden Elefantdamen schreiten hinein, tauchen unter, saugen mit ihren Rüsseln Wasser an und prusten es wieder raus. Die beiden Mahouts geben uns zu verstehen, dass wir uns dazugesellen sollen. „Okay, okay – we trust you“, sagen wir und wagen uns Schritt für Schritt zu den Tieren. Die geniessen sichtlich das Bad, drehen sich zur Seite und lassen sich genüsslich von uns schrubben. Dann sollen wir auf die Elefanten klettern. Wenn sie im Wasser liegen sei das für ein paar Minuten „vollkommen okay“. Maddis traut sich als erster und ich brauche etwas Hilfestellung um hinaufzuklettern. Und so sitzen wir plötzlich auf einem drei Tonnen schweren Tier, in einem Fluss in Thailand und strahlen bis über beide Ohren.

Und so verbringen wir einige Zeit mit streicheln, kraulen, schrubben, planschen, bis die Elefanten genug vom Wasser haben und wieder raus gehen. Alles ohne Zwang und wie die Tiere Lust haben. Danach machen wir uns über eine kleine Strasse langsam zurück. Und was machen die zwei frisch gebadeten Damen? Sich beschmeissen sich gleich wieder mit Dreck :-D.

Wir geniessen jede Minute unseres Rückweges, merken wie das gegenseitige Vertrauen immer weiter wächst und amüsieren uns herrlich über die sanften Riesen. Die können den ganzen Tag essen. Sie reissen manchmal ganze Bäume aus oder fressen dem „Nachbarn“ die Blumen aus dem Garten.

Am späten Nachmittag sind wir dann wieder zurück und müssen schweren Herzens „lebewohl“ sagen. Wir trinken noch ein Tässchen Tee und sehen wie die Tiere wieder zurück in den Dschungel gebracht werden – denn dort leben sie nachts und wenn keine Touristen kommen.

Ein unvergesslicher Tag  und unsere Zeit in Chiang Rai gehen zu Ende. Morgen fahren wir weiter nach Chang Mai – zum Lichterfest.

5 Kommentare bei „Chiang Rai – Tierisches Vergnügen“

  1. Jetzt kann ich mir euren Tag bei der Gruselhöhle und bei den Elefanten noch besser vorstellen.
    Ihr habt euch wirklich einen tollen Traum erfüllt-ihr seid wirklich zu beneiden.
    Und was für tolle Erinnerungsfotos ihr da geschossen habt, einfach nur wahnsinn!

    1. Ja- ein Ereignis jagt das nächste und wir sind wirklich sehr dankbar, dass wir uns den Traum erfüllen können!

  2. Toller Beitrag, muss echt ein wunderschöner Tag gewesen sein.

    1. Danke dir! Ja das war wirklich ein sooo schöner Tag. Ich wusste ja schon immer, dass ich gerne Tiere um mich rum mag – aber hier fällt es mir noch mehr auf wie glücklich einen sowas machen kann!

  3. Ich freue mich für Euch – tolle und unvergessliche Erlebnisse. Glückwunsch zur Überwindung, Dich diesen doch recht großen Zeitgenossen zu nähern.

Schreibe eine Antwort zu Ines Garcia Antwort abbrechen