Wieder Meer – auf Koh Rong

Für vergleichsweise wenig Geld haben wir uns einen Flug von Siem Reap in die Küstenstadt Sihanoukville mit „Cambodian Bayon Airlines“ gebucht. Über das kleine Rollfeld des Flughafens gehen wir zu unserer (diesmal noch kleineren) Propellermaschine, in der Maddis nicht einmal aufrecht stehen kann. Wir sitzen Reihe 9…von 12 😀 . Früher hätte ich mich noch vor lauter Flugangst in Maddis Oberschenkel gekrallt – mittlerweile bin ich ganz gelassen, auch wenn es in so einer kleinen Maschine doch etwas lauter und holpriger werden kann.

Während des knapp einstündigen Fluges geniesse ich die Aussicht aus dem Fenster uns sehe von hier oben den grössten See Südostasiens – den Tonle Sap – und jede Menge tolle, einsame Landschaften. Maddis verschläft das alles.

In Sihanoukville angekommen, teilen wir uns mit zwei anderen deutschen Backpackern ein Taxi und fragen den Fahrer, was er so in dem Ort empfehlen kann. Seine Antwort: „Nicht viel. Fahrt lieber auf eine Insel.“

Wenig später verstehen wir das Ganze ein bisschen. Sihanoukville ist eine Hafenstadt mit vielen Kneipen, Bars und stinkenden, vermüllten Strassen. Obwohl die Stadt einen langen Sandstrand hat, finden wir die Atmosphäre nicht besonders reizvoll. Zu viel Gestank, bettelnde Kinder, ältere europäische Herren mit jungen Kambodschanerinnen…

Aber egal, unser Ziel ist ja sowieso die 25 km westlich gelegene Insel Koh Rong. Und genau auf die fahren wir am nächsten Morgen mit dem Speedboat. Dort angekommen wechseln wir in ein kleines Boot (oder eher motorisierte, alte Nussschale), das uns zu unserer Unterkunft bringen soll. Ein etwas fülliger Amerikaner soll auch noch mit an Bord. Ihr könnt euch denken was passiert, wenn in so ein kleines Boot ein etwa 100 Kilo schwerer Mann vom Steg ins Boot hüpft!? Zum Glück hält Maddis unser Gepäck fest und wir reagieren schnell genug, so dass die Nusschale doch nicht umkippt, sondern nur heftig schwankt- puh!

Dann erreichen wir unser Treehouse Bungalow. 4 Meter vom Strand entfernt, in etwa 8 Meter Höhe befindet sich unser Zuhause für die nächsten vier Nächte. Nur ein Bett, ein kleines Bad mit Kaltwasserbrause und die tolle Veranda – sehr einfach, aber auch sehr schön!

Ab in den Bikini und die Badehose und rein ins Meer! Herrlich! Wenige Stunden später hat uns die Insel schon in ihren Bann gezogen. Hier gibt es keine Hektik oder Stress, alle sind gut gelaunt und gelassen. Es sind vor allem viele junge, westliche Leute die hier ihre Zeit verbringen oder für einige Zeit hängen bleiben. Es gibt keine Autos, keine richtigen Strassen, kein Warmwasser. Dafür viel Strand, Dschungel, kleine Strandbars, Hunde und Hühner. Das Bier ist günstig (in der Happy Hour 2 Bier für einen Dollar!) und das Essen lecker.

Morgens um fünf werden wir von den ersten Sonnenstrahlen geweckt, die uns durch die Glasfront direkt ins Gesicht scheinen. Wer uns kennt, der weiß wir sind passionierte Langschläfer. Aber diesen Sonnenaufgang über dem Meer muss man sich einfach anschauen – ein toller Augenblick!

Auf so einer Insel ist man Flora und Fauna ganz nah, da darf man nicht zimperlig sein. Morgens krabbelt schon mal eine Ameise über die Bettdecke, der Gecko weckt einen Nachts mit seinen Geräuschen, am Strand begegnen einem Krebse und im Dschungel Spinnen. Aber das hält vielleicht (noch) auch ein bisschen die „Luxus“ Urlauber fern. Obwohl grössere Resorts, ein Hafen und Strassen in Planung sind – jeder will ein Stück vom Paradies. Den Charme verliert die Insel dadurch auf jeden Fall.

Leider merkt man auch jetzt schon die negativen Einflüsse des Tourismus. Einige Strände sind leider ziemlich vermüllt. Das die Ozeane voll von Plastik sind, weiß man ja. Aber was da teilweise so angespült wird macht einen manchmal fassunglos. An einem Morgen ist es an unserem Strandabschnitt besonders schlimm. Obwohl die Angestellten hier täglich aufräumen, ist es ein Fass ohne Boden. Und so packen wir und ein paar andere Gäste mit an und sammeln die Plastiktüten, Flaschen, Becher, Löffel und sogar einen Geldbeutel samt Krediktkarten und Krebsen ein.

Noch ein Grund mehr auch Zuhause seinen Plastikkonsum weiter zu reduzieren (wir wenden uns da für Tipps nochmal an Maddis Mama – die das seid einiger Zeit ganz toll durchzieht), sonst werden diese Paradiese hier bald keine mehr sein. Wir freuen uns daher immer, wenn wir in einigen wenigen Cafes und Restaurants sind, die Bambus-Strohhalme verwenden und einen „Refill“ der Wasserflaschen anbieten. Und ich spule fast täglich meinen Satz in den Mini-Märkten runter: „No, I don’t need a plastic bag – they are bad for the enviroment“.

Nachdem unser Zorn über die Unachtsamkeit einiger Menschen verflogen ist, geht das Insel-Programm weiter. Spazieren, planschen, dösen, frische Säfte trinken. Einen ganzen Nachmittag verbringen wir bei Monikas „Sandbank“, einer kleinen Stranbar betrieben von einer herzlichen älteren Deutschen (die mich natürlich an meine Mama Monika erinnert).

Unsere Laune kann auch kein Regenschauer trüben. Ob man jetzt von unten und oben nass wird ist doch egal. Und so toben wir in strömenden Regen einfach weiter in dem warmen Wasser.

Nur bei dem heftigen Gewitter in der Nacht, hatte ich dann doch kurz etwas Angst in dem Baumhaus. Vom Bett aus sehen wir die Blitze über dem Meer zucken und es donnert und regnet gewaltig. Zum Glük zieht es schnell weiter und das Meeresrausche und Grillenzirpen lassen uns wieder bis zum Sonnenaufgang einschlummern.

Ach ja und habe ich schon erwähnt, dass es hier super leckeres Frühstück gibt? Frische Säfte, frisch gebrühter Kaffee, French Toast, Omelette und ein Fruchtsalat mit Drachenfrucht, Papaya, Banane – serviert mit Ausblick auf das Meer! Und die Hühner und der kleine Idefix (ein Hundwelpe) leisten uns dabei Gesellschaft.

Am Mittag brechen wir mit einigen anderen zu einer Bootstour auf. Zunächst geht es auf eine vorgelagerte kleine, unbewohnte Insel zum schnorcheln. Dann fahren wir weiter raus,zum angeln. Den Part lassen wir lieber aus – ich kann einfach keinen Fisch fangen und dann umbringen.

Den nächsten Stopp geniessen wir dafür um so mehr. Sonnenuntergang am so genannten „Long Beach“. Glasklares Wasser, schneeweisser Sand und nur ein paar wenige Leute. Und dazu noch ein richtig kitschiger Sonnenuntergang, den wir mit einem Bier in der Hängematte geniessen.

Nach dem BBQ (für uns nur Gemüsespieße), steuert unser Boot im Dunklen zum letzten Programmpunkt auf den wir schon Tage gewartet haben. Wir wollen den Leuchtplankton sehen! Biolumineszenz nennt sich diesen Naturphänomen, das man hier nach Einbruch der Dunkelheit und ohne Lichter von der Insel sehen kann. Einen Tag vorher habe ich noch zu Maddis gesagt, dass ich auf keinen Fall nachts vom Boot ins offene Meer hüpfe. Aber als Maddis reinspringt und durch seine Bewegung den Plankton „stresst“ und zum leuchten bringt, will ich das auch erleben. Und so hüpfe ich dann doch von Bord und es ist einfach magisch! Das kann man nicht beschreiben und leider auch nicht mit der Kamera einfangen (wir haben es wirklich versucht). Um so heftiger man strampelt und sich bewegt um so heller leuchtet es um die Arme und Beine!

Wer eine Ahnung davon bekommen möchte wie das aussieht (ich weiss das mein Papa das bestimmt sehen will), GEO zeigt und erklärt dies in einem Video (ab Minute 1:25).

Im Meer funkelt der Plankton und über uns der Sternenhimmel – wieder einmal ein einzigartiges Erlebnis und ein perfekter letzter Abend auf Koh Rong.

Morgen geht es wieder ans Festland – wir brauchen umbedingt eine warme Dusche und Conditioner :-D.

 

 

 

 

4 Kommentare bei „Wieder Meer – auf Koh Rong“

  1. Ein Paradies jagt das andere – so scheint es mir.
    Gott sei dank hast du den mutigen Maddis an deiner Seite! Egal ob es sich um den Nussschalen-umkipp-stopper oder um den wilden Leuchtplankton-Pattler handelt – ein Mann für alle Fälle.
    Ich freue mich so sehr für euch und bin glücklich, dass es euch so richtig gut geht!

    1. Da hast du Recht! Außerdem ist er der Finanzminister und Rückeneincremer! Ja nur schade, dass die Zeit so schnell vergeht!

  2. Ist ja cool: Nachtschwimmer mit natürlicher Beleuchtung! Das Video ist beeindruckend.

    Es fällt mir zunehmend schwer, mir vorzustellen, wie ihr beiden in den schnöden, ohne regelmäßige Highlights ablaufenden Alltag zurückfinden wollt. Nur gut, dass das Baumhaus kein fliessendes Wasser hatte – sonst hättet ihr vielleicht noch überlegt, den Rückflug meistbietend zu versteigern?

    1. Wir haben es kurz überlegt Nein, so schön wie es dort ist, leben möchte man da nicht. Und ja, zurück in München müssen wir uns auch Highlights suchen.

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